FAQ zu Familienaufstellung und Familienstellen

Was ist eine Familienaufstellung?

Eine Familienaufstellung ist eine Methode um psychische Konflikte zu lösen. Dabei liegt die Annahme zugrunde, dass zwischenmenschliche Beziehungen räumlich dargestellt und bearbeitet werden können. Familienaufstellungen finden in der Regel in einer Gruppe statt. Aufstellungsarbeiten können aber auch nur mit dir und einer Therapeutin gemacht werden (siehe: Blogartikel: Kann ich eine Familienaufstellung auch alleine machen?).

Wie funktioniert eine Familienaufstellung?

In den Aufstellungen stehen Stellvertretende für die Familienmitglieder. Die Personen werden intuitiv im Raum aufgestellt. Die Therapeutin erforscht durch Befragung der Stellvertretenden die Situation in der Familie und löst die so sichtbar werdenden Konflikte.

Ist eine Familienaufstellung gefährlich?

Familienaufstellungen können emotional stark aktivierend sein und sollten nur bei gut ausgebildeten Therapeuten gemacht werden. Am besten führst du vor der Aufstellung mit der Aufstellungsleitung ein Vorgespräch und fragst nach Ausbildung und Qualifikation. Die Person sollte mindestens eine mehrjährige psychotherapeutische Ausbildung haben und sich beständig weiterbilden. Achte auch darauf, ob der Therapeut für genügend emotionalen Schutz in der Gruppe sorgt, auf die Schweigepflicht hinweist und auch Nachgesprächstermine anbietet. Was dich selbst betrifft, solltest du dich ausreichend emotional stabil fühlen. Wenn du dir da nicht sicher bist, dann sprich mit deinem Arzt, deiner Therapeutin bzw. der Aufstellungsleiterin.

Wann ist eine Familienaufstellung sinnvoll?

Die Methode eignet sich gut um innere Blockaden zu lösen, vor allem, wenn du das Gefühl hast, dass es Hemmnisse sind, die mit deiner Herkunftsfamilie zu tun haben könnten. Themen können sein: Du gerätst immer wieder in ähnliche Beziehungsmuster. Du kommst beruflich nicht weiter. Du möchtest ein*e bessere*r Mutter/Vater sein als dein*e Mutter/Vater es war. Du sehnst dich nach mehr Vertrauen ins Leben. Du steckst in einer Krise fest. Du bringst im Leben deine PS nicht auf die Strasse.

Was kostet eine Familienaufstellung?

Die Preise für Familienaufstellungen variieren stark, je nach Ausbildung der durchführenden Therapeuten. Wenn du kein eigenes Thema aufstellen möchtest kannst du oft günstig (20,- bis 195,- Euro) an Aufstellungen teilnehmen und die Methode und den Therapeuten / die Therapeutin kennenlernen. Die Aufstellung eines eigenen Themas in der Gruppe kostet zwischen 180,- und 350,- Euro.

Welche Auswirkungen hat eine Familienaufstellung?

Das Familienstellen ist eine hoch wirksame Methode. Du kannst in der Aufstellung selbst oft schon spüren, dass du neue Erfahrungen machst und sich in dir etwas anders und neu anfühlt. Es kann sein, dass du z.B. zum ersten Mal eine Zuwendung von „deinen Eltern“ (deren Stellvertretern) erlebst, wie du sie dir immer gewünscht hast. So kann eine Nachnährung stattfinden, die äußerst heilsam ist. Die Wirksamkeit der Methode ist nach Studien u.a. von Dr. Victor Chu (in: Victor Chu: Neugeburt einer Familie, 2017, gikPRESS, Kassel, S. 263 ff) in der Langzeitwirkung sogar noch stärker. Sie kann zu deutlichen Verbesserungen im Kontakt mit sich selber und einer höheren Selbstakzeptanz führen, die Beziehungen zu Eltern, Partnern und eigenen Kindern stärken und die allgemeine Verbundenheit mit der Welt fördern.

Was ist Gestalttherapeutisches Familienstellen?

Unter den Begriffen Familienaufstellung, Familienstellen und Systemische Aufstellung verbergen sich ähnliche Methoden, die alle damit arbeiten Beziehungszusammenhänge räumlich darzustellen und zu bearbeiten. Das Gestalttherapeutische Familienstellen trägt in der Denkweise der Therapeuten die gestalttherapeutische Grundhaltung in sich. Das bedeutet, dass der Therapeut dem Prozess folgt und keine dogmatische Lösung im Kopf hat. Die Gestalttherapie ist eine phänomenologische, experimentelle und erfahrungsorientierte Methode. Die Klientin bekommt keine Anweisungen, sondern Angebote, und entscheidet somit immer selbst, was sich stimmig anfühlt und was nicht. Es ist ein sehr achtsames und feines Verfahren.

Was ist eine Blindaufstellung?

In einer Blindaufstellung wird die Fragestellung, welche bearbeitet werden soll nicht in der Gruppe besprochen, sondern im Vorfeld zwischen Klient und Therapeutin erörtert. Auch der Familienstammbaum wird nur zwischen Klient und Therapeutin aufgenommen, so dass die Stellvertretenden keine weiteren Informationen zu der Situation haben. Sie werden vom Klienten im Raum aufgestellt und folgen ausschließlich dem, was sie in ihren jeweiligen Positionen wahrnehmen. Wie bei allen Aufstellungen werden die Stellvertretenden von der Therapeutin durch die Aufstellung geleitet.

Wer darf Familienaufstellungen anbieten?

Familienaufstellungen unterliegen keinen offiziellen Richtlinien und können somit theoretisch von jedem angeboten werden. Suche dir also sorgfältig aus, bei wem du eine Aufstellung machen möchtest. Nicht alle Anbieter sind Therapeuten. Und nicht alle haben fundierte Ausbildungen. Erkundige dich also im Vorfeld genau. Es ist ratsam, dass die Anbieter mindestens eine mehrjährige psychotherapeutische Ausbildung gemacht haben und in beständiger Intervision bzw. Fortbildung sind. Führe am besten ein Vorgespräch bei dem du dir ein Bild von der Person machst. Wenn du dich mit der Person unwohl oder nicht sicher fühlst, dann suche dir besser jemanden anderen.

Wie bereite ich mich auf eine Familienaufstellung vor?

Wähle dir sorgfältig aus bei wem du eine Aufstellung machen möchtest (siehe: Wer darf Familienaufstellungen anbieten?). Es ist sinnvoll bei der Person ein Vorgespräch zu führen. Bei einigen Aufstellungen ist es ratsam sich im Vorfeld mit dem eigenen Familienstammbaum zu befassen und ggf. noch Informationen dazu einzuholen. Erkundige dich auch dazu bei der Therapeutin, die die Aufstellung leitet.

Was muss ich bei einer Familienaufstellung beachten?

Achte vor allem im Vorfeld darauf, dass du die Aufstellung nur bei jemandem mit fundierter Ausbildung machst. Erkundige dich dazu auf der jeweiligen Homepage und führe, wenn möglich, ein Vorgespräch in dem du alle Fragen klären kannst. Wenn du dich mit der Person nicht wohl fühlst, dann suche dir lieber jemanden anderen. Frage auch nach, wie es um die Schweigepflicht steht und ob es Möglichkeiten für anschließende Termine gibt, falls du nach der Aufstellung noch etwas klären möchtest. In Bezug auf dich selber ist es wichtig, dass du dich ausreichend emotional stabil fühlst. Wenn du dir unsicher bist, dann solltest du auch dies im Vorfeld mit deinem Arzt, deiner Therapeutin bzw. mit der Person, die die Aufstellung leitet, abklären.

Was passiert wenn man an einer Familienaufstellung teilnimmt?

Wenn du an einer Familienaufstellung teilnimmst kannst du entscheiden, ob du eine eigene Fragestellung bearbeiten möchtest oder nicht. Wenn du kein eigenes Thema bearbeitest, dann bist du trotzdem als Stellvertretende*r aktiv dabei und erlebst die Methode in der Stellvertretendenrolle. Dass heißt, dass dich die Person, die eine Fragestellung bearbeitet, die Protagonistin, eventuell fragt, ob du als ihre Mutter oder ihren Vater oder ein anderes Familienmitglied Teil der Aufstellung sein möchtest. Die Protagonistin platziert dich dann im Raum an einen bestimmten Platz. Wenn alle Stellvertretenden ihre Position eingenommen haben beginnt die eigentliche Aufstellungsarbeit. Die Therapeutin befragt die Stellvertretenden nacheinander zu ihren Empfindungen und Eindrücken und leitet sie durch die Aufstellung.

Was passiert beim Familienstellen, wenn ich ein eigenes Thema bearbeite?

Wenn du ein eigenes Thema mit Hilfe einer Aufstellung bearbeitest, beginnt es in der Regel damit, dass die Fragestellung genau besprochen wird. Dann wird dein Familienstammbaum aufgenommen, d.h. Geburts- und ggf. Sterbedaten deiner Eltern, Geschwister, Großeltern, Tanten, Onkeln, Urgroßeltern, etc.. Außer den Lebensdaten werden auch besondere Ereignisse, wie Krankheiten, Fehlgeburten und sonstige Besonderheiten mit abgefragt. Danach suchst du für deine Familie und für dich Stellvertreter aus, welche du dann anschließend im Raum platzierst. Die Therapeutin leitet durch die Aufstellung. Erst zum Ende der Aufstellung wirst du gegen deine*n Stellvertretende*n eingewechselt und stehst selber in deiner Rolle in der Aufstellung. Meist ist es so, dass du auch als Stellvertretende*r in den Aufstellungen der anderen teilnimmst.

Kann ich auch ohne eigenes Thema an einer Familienaufstellung teilnehmen?

Ja, du kannst auch ohne eine eigene Fragestellung zu bearbeitest an einer Aufstellung teilnehmen. Dies ist meist ebenfalls für die Lösung eigener Konflikte hilfreich. In den verschiedenen Stellvertretendenrollen tauchen oft Themen auf, welche dich berühren können. So arbeitest du innerlich in den unterschiedlichen Rollen selber mit und profitierst auch ohne ein eigenes Thema explizit zu besprechen.

Kann ich bei einer Familienaufstellung auch einfach nur zusehen?

Nein, diese Art der Aufstellungsarbeit biete ich nicht an. Eine Aufstellung ist eine emotional sehr berührende und tiefgreifende Arbeit, die einen sicheren Schutzraum benötigt. Deshalb führe ich das Familienstellen ausschließlich in festen Gruppen oder im Einzel (Klient*in und Therapeutin) durch, in der alle an den Aufstellungen beteiligt sind. Die Gruppe arbeitet über den festgelegten Zeitraum (meist ein Wochenende) ohne Wechsel der Mitglieder zusammen. Es besteht Schweigepflicht. Nur so ist es meines Erachtens möglich auch heikle Themen in der Gruppe anzusprechen und eine sichere und vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen.

Wie wirkt sich eine Familienaufstellung auf unsere Gefühle aus?

Das Familienstellen ist eine hochwirksame Methode, die emotional stark aktivierend sein kann. Auch, wenn du kein eigenes Thema einbringst und „nur“ als Stellvertretende*r dabei bist, wirst du in den verschiedenen Rollen wahrscheinlich mit vielen unterschiedlichen Gefühlen und Empfindungen konfrontiert sein. So kann es sein, dass du in der Rolle des Vaters plötzlich große Liebe für dein Kind spürst, dass du dich als Frau zu deiner*m Partner*in stark hingezogen fühlst, oder plötzlich ein tiefes Mitgefühl für deinen Bruder oder deine Schwester entwickelst. Es kann auch sein, dass du unangenehme Gefühle hast, wie Ärger, Angst oder Wut. Meist wandeln sich die Emotionen im Laufe einer Aufstellung. Und es ist spannend am eigenen Leibe zu erleben, wie sich Abneigung in Liebe wandeln kann oder ein Gefühl von Kälte in Nähe und Mitgefühl. Das Erlebnis eines Familienstellenseminars lässt uns auf eindrückliche Art spüren, wie sehr wir Menschen uns ähneln und miteinander verbunden sind. So sehe ich Familienstellen immer auch als ein Stück Friedensarbeit.

Wer hat die Methode der Familienaufstellung erfunden?

Als Mütter und Väter der Familienaufstellung sind - ohne Anspruch auf Vollständigkeit -  zu nennen: Virginia Satir, die Mutter der systemischen Therapie, Familientherapeutin und Begründerin der Familienskulpturen, der Begründer des Psychodramas Jacob Levy Moreno, Bert Hellinger, der die Aufstellungsarbeit maßgeblich weiterentwickelte und das Gestalttherapeutische Familienstellen, welches in der Gestalttherapie, die maßgeblich von Lore und Fritz Perls entwickelt wurde fußt und u.a. von Victor Chu intensiv weiterentwickelt wurde.

Welche Fragen hast du?

Ich habe versucht mit den FAQ möglichst viele der gängigen Fragen möglichst knapp und prägnant zu beantworten. Dabei habe ich eventuell an der einen oder anderen Stelle etwas zu sehr verkürzt und bestimmt die eine oder andere Frage vergessen. Welche Anmerkungen oder Fragen hast du?

Ich freue mich auf deine Rückmeldungen in den Kommentaren.

 

Herzlichst,

 

anne

 

P.S.: Die aktuellen Termine für die Gruppenseminare zum Familienstellen findest du unter "Aktuell" auf der Startseite.

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Kommentare: 4
  • #1

    Mona (Montag, 15 August 2022 13:23)

    Hallo Anne, danke für deine FAQs. Wie entscheide ich denn, ob ich lieber eine Einzel-Aufstellung mache, oder lieber in eine Gruppe gehe?
    Viele Grüße,
    Mona

  • #2

    anne schricker GESTALTTHERAPIE (Montag, 15 August 2022 13:35)

    Liebe Mona,
    vielen Dank für deine Rückmeldung.
    Zu einer Einzelaufstellung rate ich i.d.R., wenn es für die Person hilfreich sein kann, innerhalb ihrer Familie die Perspektive zu wechseln und auch einmal "in den Schuhen der anderen zu gehen" oder, wenn die oft starken Emotionen, die in einer Gruppe entstehen können, für die Person zu einer Überflutung führen könnten. Aufstellungen in einer Gruppe sind dynamischer und zeigen noch mehr Bezüge der Familienmitglieder untereinander.
    Kontaktiere mich gerne direkt und komm zu einem Vorgespräch. Dann können wir am Besten klären, was für dich der im Moment passendere Weg sein könnte.
    Freue mich von dir zu hören.
    Liebe Grüße,
    anne

  • #3

    Inga (Montag, 11 Dezember 2023 11:12)

    Guten Tag, kann Aufstellungsarbeit einen Mensch so verändern, das man das Gefühl hat er hat sich selber verloren? Wurde er dann nicht richtig begleitet oder am Ende irgendwie mit sich alleine gelassen.
    Ich kenne jemanden der selber die Ausbildung gemacht hat, seitdem aber sehr verändert ist. Emotional und auch psychisch sehr labil und irritiert?
    Vielen Dank für eine Antwort
    mit lieben Grüßen Inga

  • #4

    anne schricker GESTALTTHERAPIE (Montag, 11 Dezember 2023 16:47)

    Liebe Inga,
    vielen Dank für deine Frage und dein Interesse.
    Das Familienstellen ist eine sehr intensive Methode. Daher empfehle ich, sich im Vorfeld ein Bild von der Person zu machen, von der man sich begleiten lassen möchte. Das kann man gut in einem ausführlichen Vorgespräch und auch durch eine Teilnahme an einer Aufstellung, bei der man noch nicht gleich selber ein Thema bearbeitet. Durch das Stehen in den Rollen bei den Aufstellungen der anderen erfährt man die Begleitung und kann selber auch für eigene Themen sehr profitieren. Wenn du bei einer Aufstellung merkst, dass du dich nicht wohl fühlst, dann fühle dich frei, es anzusprechen und ggf. aus der Aufstellung rauszugehen. Selbstfürsorge und -verantwortung ist in diesen Kontexten sehr wichtig.
    Bezüglich deiner Frage: Familienstellen kann eine sehr machtvolle Erfahrung sein, die Dinge in deinem Leben verändern kann. In Richtung Heilung, aber auch in Richtung Labilität oder Irritation. Da ich die Person nicht kenne, kann ich sehr wenig zu diesem spezifischen Fall sagen.
    Ich selber lege Wert darauf nach Aufstellungen auch die Möglichkeit von nachfolgenden Einzelterminen anzubieten, um Themen, die in Bewegung gekommen sind, gut integrieren zu können.
    Auch, wenn ich deine Frage, da ich die Person nicht kenne, nicht klar beantworten kann, so hoffe ich doch, dir eine Idee für einen guten Umgang mitgegeben zu haben.
    Bei weiterem Interesse, melde dich gerne.
    Herzlichst,
    anne

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Anne Schricker | Heilpraktikerin für Psychotherapie / 040 31 81 43 23 / info@anne-schricker.de